Hier laufen alle zufälligen, assoziativen Umstände sowie offenen Fragen der Bodenbetrachtungen zusammen. Materialtagebücher werden dabei von der aktuellen Auftrag der Stiftung beeinflußt.
Beispielsweise umfaßen die Tagebücher Auf der Suche nach Kreuz Neun mehr als 6000 numerierte, datierte und verortete Einzelfunde über einen Sammlungszeitraum von neun Jahren - inklusive Reisen nach Ulan Ude, Belfast, Paris, Kaliningrad, Osnabrück, London oder Wasserburg am Inn.
Diese chronologischen Hardcoverskizzenbücher im Format von 30 x 40 cm füllen sich mit vorkonzeptionellen Straßenfunden und ergeben entlang meines biografischen Weges durch den öffentlichen Raum ein a-systematisches Bild vom Zustand der Bodenbeläge ab. Diese Sammlungen lassen Rückschlüsse über die Vergesslichkeit des Menschen, seines ökologischen Bewusstseins sowie seiner sozialen Umgebungen zu.
- was als Müll achtlos entsorgt wurde
- was versehentlich verloren ging
- sowie Weiteres, wo beides und noch viel mehr unklar bleibt.
Gemeinsam ist diesen Dingen, daß sie als Stadtlaub irgendwann, irgendwo umherflogen und in einem Akt vorweggenommener Archäologie in den kulturellen Vorlass der Bodenstiftung aufgenommen wurden.
Von der Sammlung ausgenommen sind Funde, die die olfaktorische Grenzen des guten und besseren Geschmacks überschreiten, sowie mit Ekel belegt sind oder mit pornografischen Inhalten kontaminiert sind.
Hier greift der berechtigte Schutz der Persönlichkeitsrechte von verlustig betroffenen Menschen und die Aufbereitung der Fundstücke erfolgt in den geheimen Archiven, die erst 50 Jahre nach meinem Tod publiziert werden.
Die A-systematik der Materialtagebücher verzweigt sich dabei immer wieder zu konzeptuellen Ver- und Auslagerungen diverser Einzelfunde oder seriellen Verschmutzungen.
So wurden beispielsweise Fotografien in die Steetfamily, Geldfunde in das Bodenkapital oder handschriftliche Mailadressen in den analogen Digitalkomplex verschoben.
Der Bestand der Materialtagebücher beläuft sich aktuell auf 10 Bände und umfaßt mehr 11.000 registrierte Funde, deren Auswertung derzeit an der Universität Potsdam ebenso wie am Stammsitz der Bodenstiftung in der Ateliergemeinschaft Schulstraße in Münster vorangetrieben wird.
Auf Anfrage erhalten Sie je nach geltender Akten- und Rechtslage, Einsicht in die Unterlagen, die den Boden, über den wir uns alltäglich bewegen, in seinen Verlusten beschreiben kann.
via mail: ruppe/ädd/koselleck.de
oder via unseren Stiftungsseiten auf Facebook.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen