
Mit dem Bargeld stirbt das Sparschwein, meint Ruppe Koselleck, der im Auftrag Bodenstiftung seit gut zwei Jahrzehnten die umherfliegenden, verlustigen Bestände des Bodenkapitals beobachtet.
Er sammelt alles bodenlagige Geld der Welt, das ihm auf seinem Weg über unseren Planeten vor die Füße fällt, registriert die Münzen, verortet, datiert und frottagiert sie in Büchern und aus all diesen Daten zeichnet sich eine kontinuierliche Abnahme des Bodenkapitals ab.
Es läßt sich, nach Koselleck, dabei ein Trend feststellen: nämlich "das immer weniger Scheine, Münzen und Gelder auf dem Asphalt gedeihen, weil immer mehr Menschen digital zahlen (und damit immer weniger Münzen verlieren können!)."
Digitalwährungen könnten sich als kulturelles Gift für das Überleben der Gebräuche rund um das Sparschwein erweisen - denn immer weniger Kinder werden verstehen, was das für komische Löcher in den hohlen Schweinen sind.
Damit rückt das mögliche Aussterben des Sparschweins mithin der Tod einer porzelinen oder plastikanen Spezies näher.
Ganz im Sinne des Forschungsauftrages der Bodenstiftung - die Gegenwart als längst vergangenes Zeitalter aufzufassen und so zu betrachten, als sei der umherfliegende aktuelle Müll eine wertvolle Quelle, die aus der Vergangenheit Zeugnis ablegen kann, wird nunmehr des Tod des Sparschweins vorrausschauend betrachtet und bedacht.
Als vergnüglich, poetische Propheten der vorweggenommenen Archäologie wird die kommende 20. Sparwildsau in Potsdam (anvisiert ist die Nacht vom 11. auf den 12. Juli 2025) ausgewildert werden - und soll dem Schwein an sich besonders gedenken.
Unter einer Sparwildsau versteht man dabei gemeinhin ein handelsübliches Sparschwein, daß mit umherfliegenden Bodenkapital befüllt wurde und zwar solange bis es gut 50 Euro enthält und dann reif zur Aussetzung im öffentlichen Raum wird.
Daher hat Ruppe Koselleck zwei Schweine eines bereits untergegangenen Systems (der DDR) bei Ebay ersteigert, um sie mit besagtem Kapital zu befüllen und auszuwildern.
Augen auf in der Havelstadt Potsdam - denn Sie können reicher und glücklicher werden, wenn Sie das Sparschwein finden, das irgendwo, irgendwann in besagter Nacht offen umherstehen wird....und dann später der Finderin oder dem aufmerksamen Flaneur gehören wird.
Die Bodenstiftung freut sich jetzt schon wieder auf den Anruf - "ich habe da was gefunden, und ich das darf ich auch wirklich behalten?"
Ja, gerne. Aber was machen Sie mit dem Geld: "...davon kaufe ich ein Instrument, das habe ich verschenkt -...oder davon gehen wir Eis essen in Berlin."
Bis dahin wünscht Euch und Ihnen alles Beste -
Ruppe Koselleck für die neue Filiale der Bodenstiftung im RZ444 in Potsdam
- im Rechenzentrum, Dortustraße 46 in 14467 Potsdam, wo auch sonst!
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